jeudi 23 août 2018

Auschwitz: la responsabilité allemande "ne finira jamais"


Le ministre Heiko Maas dépose une gerbe à Auschwitz



Schauder und Ansporn


Wegen Auschwitz sei er in die Politik gegangen, hat der Außenminister bei seinem Amtsantritt gesagt. Nun hat er das frühere KZ besucht - und erklärt, was ihm "der schrecklichste Ort der Welt" bedeutet.


    Der Minister steht auf einer abgewetzten Betonplatte. Seine Hände hat er vor sich zusammengelegt, aber das unruhige Spiel der Fingerspitzen verrät Nervosität. Zehn Schritte über den Kies sind es etwa noch zur schwarzen Todeswand neben Block 11 im Stammlager Auschwitz, wo Häftlinge zu Tausenden per Genickschuss hingerichtet wurden.
    Die Kameras warten schon. Heiko Maas nickt zwei Polizisten zu. Es ist das Zeichen, den Kranz bereitzustellen. Kurz darauf richtet der Außenminister die schwarz-rot-goldenen Bänder, verharrt, verneigt sich. Als Maas, 51, zurückkommt, wartet Marian Turski auf ihn, geboren in Lodz, 92 Jahre alt.
    Er hat Auschwitz überlebt, hat den Besucher hierher begleitet, und jetzt lächelt er den Deutschen an. Maas legt ihm die Hand auf die Schulter. Es ist eine freundliche Geste, der auch eine gewisse Erleichterung des Ministers anzusehen ist.

    Fünf Monate nach seinem Amtsantritt besucht Heiko Maas Auschwitz. 80Minuten nimmt sich der Außenminister Zeit für die Besichtigung des Stammlagers und danach noch einmal so lange für das Vernichtungslager Birkenau.
    So eine Reise macht mitnichten jeder deutsche Außenminister, ein offizieller Besuch in Auschwitz ist meistens etwas für Bundespräsidenten. Aber Maas hat am Tag der Amtsübernahme im März 2018 im Außenministerium eben auch diesen einen Satz gesagt, der Aufmerksamkeit erregte: Er sei "wegen Auschwitz in die Politik gegangen".

    "Hier begegne ich meinen Zweifeln an Gott und meinem Misstrauen gegenüber Menschen", sagt Maas

    Bei seinem Antrittsbesuch in Israel hat Heiko Maas diesen Satz später während eines Treffens mit Überlebenden des Holocaust so erklärt: Er habe als Schüler von den Verbrechen gehört, sie aber nicht wirklich begreifen können. Er habe dann in seiner Familie nach der Vergangenheit gefragt. "Ich habe nach einem Widerstandskämpfer in meiner Familie gesucht, aber ich habe keinen gefunden. Es waren alles Mitläufer", sagte Maas. "Ab da habe ich angefangen, mir Gedanken darüber zu machen, was ich selber tun kann, dass es so etwas nie wieder gibt."
    So etwas wie Auschwitz. Maas geht jetzt durch das Vernichtungslager Birkenau. Er erreicht die sogenannte Rampe, an der Menschen nach tagelangem Transport in den Viehwaggons der Reichsbahn noch am Ankunftsgleis selektiert wurden: die einen zur Zwangsarbeit, die anderen ins Gas, Tausende jeden Tag.
    Marian Turski kam hier 1944 an. Er erzählt Maas, welchen Weg er damals ging und wie er der Gaskammer entkam, weil er im britischen Radiosender BBC gehört hatte, dass die Juden in den Gebäuden, die als Duschen getarnt waren, nicht gereinigt, sondern getötet wurden.
    Am Ende seiner Besichtigung stellt Maas an einem großen steinernen Mahnmal eine Kerze in einer Glasschale ab. Dann spricht er über seine Eindrücke. "Ich habe jetzt in der Gaskammer von Auschwitz gestanden", beginnt der Minister. Er habe Tausende Schuhe und Tonnen an Haaren gesehen, die man den Menschen abgenommen habe, bevor man sie ermordete. "Das ist der schrecklichste Ort der Welt."
    Hier müsse man sich entscheiden: "Entweder verliert man den Glauben an die Menschlichkeit. Oder man gewinnt die Hoffnung und die Kraft, dafür einzutreten, dass die Menschenwürde gewahrt wird, und tut etwas dafür."
    Auschwitz als ein politischer Beweggrund - das steht einerseits für sich und lässt andererseits die Frage offen, was daraus konkret folgt. Gerade für einen Außenminister. Maas' letzter Vorgänger, der Auschwitz quasi operativ als Motiv in Anspruch nahm, war Joschka Fischer.
    Er war etwa so kurz im Amt des Außenministers der rot-grünen Regierung, als er mit dem Holocaust die Beteiligung der Bundeswehr am Nato-Einsatz in Kosovo rechtfertigte: "Ich habe nicht nur gelernt: nie wieder Krieg", sagte Fischer am 7. April 1999. "Ich habe auch gelernt: nie wieder Auschwitz." Das hat Fischer damals viel Kritik eingebracht. Es hieß, er instrumentalisiere die deutsche Geschichte und stelle das Vorgehen der Serben in Kosovo auf eine Stufe mit dem Holocaust.

    Maas' Auschwitz-Satz als allgemein ausgelegtes Prinzip

    So konkret ist der Auschwitz-Satz bei Heiko Maas nicht gemeint. Er versteht ihn mehr als Prinzip, das er aber eher allgemein auslegt. In der Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz trifft Maas später Jugendliche. Es sind Auszubildende von VW, Schüler einer polnischen Berufsakademie und deutsche Nachwuchsdiplomaten, die mit dem Minister nach Polen geflogen sind.
    Auch hier wird Maas gleich wieder nach seinem Satz gefragt. Was im nationalsozialistischen Deutschland geschehen ist, sei ihm stets Motivation gewesen, "mich zu engagieren, dass so etwas nicht mehr passieren kann". Dazu gehört für ihn, gegen Rassismus und Antisemitismus einzutreten und die Unantastbarkeit der Menschenwürde zu bewahren.
    Der Job eines Außenministers aber besteht im täglichen Interessenausgleich, er hält ständig Zwangslagen der Realpolitik bereit - und irgendwann womöglich auch eine Abwägung für oder gegen eine militärische Intervention. Was der Satz für Maas dann bedeutet, das muss sich noch zeigen.
    © Suddeutsche Zeitung, 21 août 2018


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    Heiko Maas, ministre des affaires étrangères, à Auschwitz

    Résumé en français :

    Le camp nazi d'Auschwitz-Birkenau est "l'endroit le pire au monde" et la responsabilité des Allemands, qui l'ont créé, "ne finira jamais", a estimé aujourd'hui sur place le chef de la diplomatie allemande Heiko Maas.


    "J'étais maintenant dans la chambre à gaz d'Auschwitz. J'ai vu des milliers de chaussures d'enfants qui leurs ont été enlevées sur le chemin des chambres à gaz, des tonnes de cheveux prélevés sur les gens avant qu'ils ne soient envoyés dans les chambres à gaz. C'est difficile à exprimer, c'est le pire endroit au monde. Et ici, vous devez décider: soit vous perdez la foi en l'humanité, soit vous gagnez l'espoir et la force de défendre la dignité humaine et de faire quelque chose pour elle", a déclaré le ministre à l'issue d'une visite du site de l'ancien camp.

    "En tout cas, c'est un lieu de mémoire qui, avant tout, rappelle à nous les Allemands ce que nous avons fait à des millions d'autres. Nous avons besoin de cet endroit car notre responsabilité ne finira jamais", a ajouté le ministre qui avait souvent dit qu'Auschwitz était la raison de son engagement dans la politique. Le ministre est passé sous le célèbre portail orné de l'inscription "Arbeit macht frei" (le travail rend libre), à l'entrée du camp.

    Il devait visiter également le site du camp d'extermination voisin de Birkenau, avant de rencontrer son homologue polonais Jacek Czaputowicz dans les locaux du Centre Maksymilian Kolbe dans le village voisin de Harmeze. Kolbe, un religieux polonais qui a offert sa vie pour sauver un père de famille qui devait être exécuté à Auschwitz, avait été déclaré saint par l'Eglise catholique en 1982. Quelque 1,1 million de personnes ont été exterminées dans le camp d'Auschwitz-Birkenau jusqu'à sa libération le 27 janvier 1945, dont un million de Juifs.

    Le quotidien polonais Gazeta Wyborcza a publié aujourd'hui une interview de M. Maas, dont c'est la deuxième visite en Pologne depuis qu'il a pris la direction de la diplomatie allemande. Le ministre a rappelé, en réponse à une question sur les tensions entre les conservateurs au pouvoir à Varsovie et l'Union européenne, que "les valeurs européennes, telles que la liberté, l'Etat de droit et le respect des droits de l'homme sont un élément central de l'UE et ne sont pas négociables".










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